Als Eye-Tracking bezeichnet man eine Reihe von Untersuchungstechniken und -methoden zur Messung, Aufzeichnung und Analyse von Daten über Blicklokalisierung und -bewegungen. Diese Technologie ermöglicht dem Nutzer, mit einem Computer wie auch mit der Umgebung Blickkontakt aufzunehmen. Eye-Tracking macht es möglich, auf dem Bildschirm Punkte zu verfolgen, die der Nutzer betrachtet.
Okulographie (Eye-Tracking)
Augenbewegungen als Werkzeug zur Kommunikation mit dem Patienten
Wenn sich der Patient nicht bewegen und mit der Umgebung weder mithilfe der Sprache noch über Gesten kommunizieren kann, bleiben für ihn Augenbewegungen die einzige Möglichkeit, Kontakt aufzunehmen. Daher kann man klar sagen, dass die Okulographie (Eye-Tracking) in solchen Situationen für die Patienten ein Tor zur Welt ist und ihnen eine Interaktion mit der Umgebung ermöglicht. Einerseits bekommen sie so die sehr wichtige Möglichkeit, ihre Bedürfnisse zu signalisieren. Andererseits können sie sich auch einer Therapie unterziehen. Denn Übungen, die mit dem Blick ausgeführt werden, stellen eine hervorragende Rehabilitation von wichtigen Verbindungen im Gehirn sicher und können mit der Zeit einen positiven Einfluss auf die Konzentrationsfähigkeit, das Gedächtnis und die Emotionen der Patienten haben.
Was bringt also Eye-Tracking?
- Verfolgung der Blickaktivität des Patienten
Mit Eye-Tracking bekommt man die Möglichkeit zu überprüfen, auf welche Elemente auf dem Bildschirm der Patient konkret seine Aufmerksamkeit lenkt. Zusätzlich werden alle seine Reaktionen auf die präsentierten Seh- oder Seh- und Hörreize analysiert. - Blickinteraktion mit dem Gerät
Dem Patienten wird es ermöglicht, den Computer selbst zu steuern, indem er mit dem Blick konkrete, für ihn interessante Elemente auf dem Bildschirm auswählt. Zur Auswahl stehen ihm dabei Textmitteilungen, Piktogramme oder Buchstaben auf der virtuellen Tastatur.
Diagnose und Therapie von Störungen des Sehorgans
Beurteilung des beeinträchtigten Sichtfeldes
Zu den Hauptmöglichkeiten von Eye-Tracking zählt die Überprüfung, ob das Sichtfeld des Patienten die ganze Bildschirmfläche oder etwa nur einen begrenzten Bereich abdeckt (z. B. nur die linke Seite des Bildschirms). Beurteilt wird dabei die Fähigkeit, die Augen zu bewegen und den Blick zu fixieren. An unterschiedlichen Stellen des Bildschirms wird ein Sehreiz präsentiert, den der Patient fixieren soll. Bei dieser Übung kann überprüft werden, ob der Patient seinen Blick auf den Sehreiz in unterschiedlichen Bereichen des Bildschirms richten und ihn anschließend fixieren kann. Infolge dieser vereinfachten Übung lässt sich feststellen, ob und inwieweit das Sichtfeld des Patienten beeinträchtigt ist.
Wird ein visueller Neglect diagnostiziert, können angepasste Übungen durchgeführt werden, bei denen der Blick des Patienten angespornt wird, einen Sehreiz außerhalb seines Sichtfeldes zu betrachten. Dank systematischer Übungen kann das Sichtfeld erweitert werden. „Auch wenn Sakkaden (Blickzielbewegungen) gestört sind, lassen sie sich durch Training verbessern“ (OʼShea, 2012).

Bild 1. Beurteilung des Sichtfeldes – Fixierung des Sehreizes (hier: Glühbirne)

Bild 2. Ergebnis der Beurteilung des Sichtfeldes – Beeinträchtigung der rechten Seite (40%ige Beeinträchtigung)

Bild 3. Ergebnis der Beurteilung des Sichtfeldes nach drei Wochen (Fortschritt dank der Rehabilitation – 20%ige Beeinträchtigung)
Beurteilung der Kontrolle der Sehaufmerksamkeit
Patienten mit Hirnverletzungen sind oft mit Schwierigkeiten konfrontiert, ihren Blick im gegebenen Bereich zu fixieren. Dies schließt jedoch nicht aus, dass sie Eye-Tracking für die Kommunikation mit der Welt nutzen können. Ganz im Gegenteil. Mithilfe von speziellen Übungen können sie die Fähigkeit trainieren, den Blick im begrenzten Bereich so zu fixieren, dass sie schließlich Inhalte auf dem Bildschirm nach ihrem Willen auswählen können – Mitteilungen, Bilder, Buchstaben, Zahlen u. ä.

Bild 4. Beurteilung und Training der Sehaufmerksamkeit (Blickfixierung) in zwei Bereichen

Bild 5. Beurteilung und Training der Sehaufmerksamkeit in vier Bereichen

Bild 6. Beurteilung und Training der Sehaufmerksamkeit in sechs Bereichen
Beurteilung des Bewusstseins des Patienten und die Bestimmung der Rehabilitation
Neurorehabilitation ist eine Chance für viele Patienten
Es ist allgemein bekannt, dass sich geschädigte Nervenzellen nicht regenerieren können. Zum Glück gibt es aber im menschlichen Gehirn Mechanismen, mit denen der Zustand verbessert werden kann. Therapeuten wissen, dass dies mit Gerard Edelmans Theorie zum neuronalen Darwinismus übereinstimmt (Jonkisz, 2009). Familienmitglieder von Patienten, bei denen Kommunikation mithilfe der Sprache oder über Gesten nicht möglich ist, müssen jedoch wissen, dass je früher die Neurorehabilitation eingesetzt wird, desto größer die Chance auf die Aufrechterhaltung möglichst vieler Hirnfähigkeiten ist. Und dies ist dank dem System C-Eye® II PRO möglich.
Rehabilitation mit C-Eye® II PRO
C-Eye® II PRO stellt ein sehr wichtiges Werkzeug dar, mit dessen Hilfe Familienmitglieder mit Hauspatienten kommunizieren können, die wegen ihrer Krankheit ihre Bedürfnisse auf dem gewöhnlichen Wege nicht signalisieren können. Dank der sorgfältig erarbeiteten und untersuchten Methode unterschiedlicher Blickstimulierungen werden die wichtigsten Aspekte der menschlichen Existenz wiederhergestellt. Dazu gehören beispielsweise Gedächtnis, Wahrnehmung, Ausdruck von Emotionen und Signalisierung von Bedürfnissen. Mit C‑Eye® II PRO geben wir unseren Nächsten eine Chance auf ein würdiges Leben trotz der Krankheit. Wiederholtes Training bewahrt einerseits die bei der nonverbalen Kommunikation strategischen Verbindungen im Gehirn, andererseits schafft es aber auch neue. Unser Gerät ermöglicht daher eine hervorragende Rehabilitation eines geschädigten Gehirns und gleichzeitig den täglichen Kontakt zu den Nächsten. Dies ist eine Therapie, die Chancen ausgleicht.

Bild 7. Denktherapie: Objekte klassifizieren

Bild 8. Logopädische Therapie: Wörter verstehen (hier: Substantive)

Bild 9. Visuell-räumliche Therapie: Unterschiede finden